vom 8.1.1987
BEI SEINER VERABSCHIEDUNG erhielt Pfarrer Ludwig Bauer eine Wendelinusstatue von der politischen Gemeinde Sinzheim-Leiberstung, seine Nachfolger, Pfarrer Gerhard Vetterle und Kaplan Michael Spath, bekamen ein Bild von der Leiberstunger Ortsmitte. Foto: JU
Gemeinde Sinzheim-Leiberstung vollzog offiziell Pfarrerwechsel
Der Dorfheilige als Abschiedsgeschenk
Leiberstunger Gesangverein und Kirchenchor hatten die richtigen Lieder parat
Sinzheim-Leiberstung (ju). Pfarrer Ludwig Bauer hat am 15. November seinen letzten offiziellen Gottesdienst in der Leiberstunger Wendelinuskirche abgehalten. Beim Dreikönigstreffen der Leiberstunger Senioren wurde er nun auch von der politischen Gemeinde verabschiedet.
Das Abendprogramm eröffnete der Männergesangverein unter der Leitung seines Dirigenten Erwin Droll mit drei weihnachtlichen Chören. Nach dem Wirbel um den Pfarrerwechsel in Leiberstung hatte der Kirchenchor das passende Lied parat: „Friede auf Erden, freut euch alle“.
Ortsvorsteher Paul Frietsch nannte die Verabschiedung und Ehrung von Pfarrer Ludwig Bauer Höhepunkt des Abends. Er bestätigte dem scheidenden Priester nochmals, daß er in den vergangenen 14 Jahren immer das passende Wort gefunden hat. „Er ist unser aller Freund“, sagte Frietsch. Im Namen der Leiberstunger Dorfgemeinschaft, der Vereine und dem Ortschaftsrat überreichte er dem beliebten Pfarrer eine aus Holz geschnitzte, 65 Zentimeter große Wendelinusfigur mit den Worten: „Wenn Sie einmal Beistand benötigen, wenden Sie sich getrost an unseren Dorfheiligen.“
Der Vorsitzende des Leiberstunger Kirchengemeinderates Konrad Frietsch übergab Pfarrer Bauer eine Geldspende. Bürgermeister Hans Metzner sprach von anfänglicher Resignation, als sich das Gerücht eines Pfarrerwechsels
ausgerechnet am Wendelinusfest ausbreitete. „Denn 14 Jahre binden und lassen eine innige Gemeinschaft entstehen“, sagte Metzner. Es stehe der Gemeinde andererseits auch nicht zu, über Sinn und Zweck eines solchen Wechsels zu urteilen.
Bürgermeister Metzner überreichte als Zeichen des Dankes den Ehrenteller der Gemeinde Sinzheim. Er betonte, daß dies eine seltene Auszeichnung in der Stabsgemeinde ist. Er sei zwar der Meinung, daß die politische Seite der kirchlichen Seite nicht hineinreden sollte, doch bat er die Leiberstunger Bevölkerung, daß sie die Amtsnachfolger, Pfarrer Gerhard Vetterle und Kaplan Michael Spath, genauso herzlich aufnehmen wie zuvor Pfarrer Bauer. „Es müssen beide Seiten aufeinander zugehen“, meinte der Sinzheimer Bürgermeister.
Pfarrer Ludwig Bauer bedankte sich sichtlich gerührt mit den Worten, daß es schön sei, gerade in der Weihnachtszeit einen Hirten geschenkt zu bekommen. „Es ist vieles hineingeschnitzt, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, bemerkte er beim Betrachten der wunderschönen Holzfigur. „Sie wird mich an die gute Atmosphäre in Leiberstung erinnern.“ In Anspielung auf seine zusätzliche Aufgabe in Greffern sagte Ludwig Bauer schmunzelnd, daß er nun nicht mehr Hirte, sondern Schiffer sei: „Nicht auf einem Traumschiff, eher auf dem Schiff Petrus, das im See Genezareth gekämpft hat.“
Zur Erinnerung an die gemeinsame Zeit schenkte Ludwig Bauer den Ortschafts- sowie Kirchengemeinderäten und den Vorsitzenden der Vereine ein Buch über das Schwarzacher Münster.
Ortsvorsteher Paul Frietsch überreichte den neuen Seelsorgern ein Bild von der Leiberstunger Wendelinuskirche und dem Rathaus. „Sie sollen damit an die Verbindung von Kirche, Rathaus und Dorfgemeinschaft erinnert werden“, betonte der Ortsvorsteher. Pfarrer Gerhard Vetterle versicherte, daß Leiberstung für ihn kein Anhängsel, sondern voll integriert in die Pfarrei St. Martin ist. „Wir sind beide sehr bemüht, mit ihnen Gemeinsamkeit zu pflegen und bedanken uns recht herzlich für die Offenheit, die uns entgegengebracht wurde. Der christliche Glaube hat hier einen guten Boden. Dies ist ein Verdienst meines Freundes Ludwig Bauer“, verdeutlichte Vetterle.
Der Kirchenchor und der Männergesangverein sang anschließend gemeinsam unter der Leitung von Erwin Droll ein „Danklied an die Priester“. Erwin Droll hat auf die Melodie von „Amacing grace“ einen eigenen Text geschrieben. Der Chor „Kommet ihr Hirten“ konnte man als musikalische Einladung an die neuen Geistlichen ansehen, die beiden Vereine bilden zusammen einen hervorragenden Klangkörper, den man den Leiberstungern ruhig öfters präsentieren sollte.