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vom 7.8.2024
 
Baggersee kommt bei den Besuchern gut an
An der offiziellen Badestelle in Leiberstung gibt es inzwischen auch Umkleidekabinen für die Gäste
 
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Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde Sinzheim gemeinsam mit dem Kieswerkbetreiber einen Teil des Baggersees offiziell zum Baden freigegeben. Foto: Ulrich Philipp
 
Von Ulrich Philipp
Sinzheim-Leiberstung. „Sie müssen den Ortsausgang nach Sinzheim nehmen, dann am Sportplatz geht es links ab in Richtung Kieswerk und dann sehen Sie schon den Parkplatz“: Die Verkäuferin im Dorfladen von Leiberstung kennt sich gut aus. Angelika Audet-Benz ist auch die Ortsvorsteherin der 900-Seelen-Gemeinde.
 
Befragt nach dem Badestrand am ortseigenen Baggersee zeigt sie sich sehr zufrieden, dass die Leiberstunger Bürger seit dem vergangenen Sommer in Wohnortnähe baden können. Im vergangenen Jahr hat die Gemeindeverwaltung Sinzheim in Zusammenarbeit mit dem Kieswerkbetreiber einen Teil des Baggersees offiziell zum Baden freigegeben, Umkleidekabinen aus Holz wurden aufgestellt und ein Parkplatz angelegt.
 
„Auch Bäume wurden gepflanzt und Gras eingesät“, ergänzt Audet-Benz und betont: „Die Badestelle wird sehr gut genutzt“. Gegen 10 Uhr liegt der etwa 180 Meter lange Uferbereich der Badestelle fast vollständig im Schatten. Nur etwa zehn FKK-Anhänger haben sich im hinteren Bereich niedergelassen, der vollständig in der Sonne liegt.
 
Eine Zeit lang ist das vielleicht ganz angenehm, mit der Zeit könnte das aber ungemütlich werden. An diesem Tag sind bis zu 35 Grad am Oberrhein vorhergesagt. Etwa 50 Besucher haben sich entlang des Strandes verteilt, unter ihnen Familien mit Kindern, einige kleinere tragen Schwimmflügel an ihren Armen. Aber auch ältere Männer und Frauen sind hier. Es ist ruhig, im Kieswerk wird nicht gebaggert, auch Verkehrslärm dringt nur ab und zu von der Straße bis ans Wasser. In dem wolkenlosen Himmel über Leiberstung zieht ein Kleinflugzeug mit leisem und gleichmäßig brummendem Motor seine Kreise.
 
Im Wasser schwimmen einige Männer entlang der Plastikkette, die den Badebereich von dem Teil des Sees abtrennt, in dem noch Kies abgebaut wird. Eine Frau und ihre Tochter lassen sich auf gelben Luftmatratzen auf dem Wasser treiben, der Vater der Familie zieht derweil in der Nähe ganz entspannt seine Bahnen. Das Wasser ist glasklar und angenehm kühl: „Eigentlich bin ich kein Baggerseegänger, aber hier ist es gut“, sagt er. Er arbeite im Schichtdienst, deshalb könne er an manchen Tagen bereits am Vormittag schwimmen gehen und weil gerade Ferien sind, können ihn seine Frau und seine Tochter auch begleiten. Der Baggersee liege wirklich ideal, wer in der Nähe wohnt, könne es kaum besser treffen. Zumindest um diese Tageszeit, in der sich die Gäste großzügig auf der Liegefläche im Uferbereich verteilen. Ab und zu kommen weitere Badegäste, die gerade eine kurze Pause bei der Arbeit einlegen, sich bei einer Runde Schwimmen erfrischen und dann wieder gehen.
 
Doch auf einmal herrscht Anspannung unter den Badegästen. Aus dem Wasser dringen Hilferufe ans Ufer, ein älterer Mann hat seine Kräfte wohl etwas überschätzt und offenkundig Schwierigkeiten zurück an den Strand zu kommen. Sofort eilen drei Männer und eine Frau ins Wasser. Sie begleiten den älteren Mann bis in den Uferbereich, wo er wieder stehen kann. Zwei Frauen kümmern sich noch etwas um den älteren Mann, dann kommt die Entwarnung. Es liegt kein medizinischer Notfall vor, der Mann setzt sich in seinen Campingstuhl unter einen Sonnenschirm und erholt sich schnell wieder.
 
Eine ältere Frau aus Frankreich hat ihre beiden Enkelkinder dabei und kommt oft an den Badestrand: „Mit dem Fahrrad sind es nur fünf Minuten“, sagt sie in gebrochenem Deutsch und fährt fort: „Vielleicht gibt es ja auch bald Toiletten und Duschen“.
 
Die Mutter der Dame kommt aus Baden-Baden und weil sie hier noch weitere Verwandte hat, schaut sie immer wieder einmal vorbei: „Das ist eine hübsche Gegend hier“ stellt sie anerkennend mit französischem Akzent fest. Laut Angelika Audet-Benz geht die offizielle Badesaison von etwa Mitte April bis Mitte Oktober, täglich von acht bis 22 Uhr.