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vom 27.8.2024
 
Radeln ohne nasse Füße oder Rutschgefahr
Trasse des Fahrradwegs zwischen Weitenung und Leiberstung am Feuchtbiotop liegt nun gut 40 Zentimeter höher
 
abb270824Gut 40 Zentimeter höher verläuft nun der Radweg zwischen Weitenung und Leiberstung im Bereich des Feuchtbiotops. Foto: Bernhard Margull
 
Von Jörg Seiler
Bühl/Sinzheim. Es hat ein wenig die Züge einer Provinzposse und vielleicht schaut ja auch irgendwann mal noch ein Fernsehteam des Satiremagazins „extra 3“ vorbei. Das ist ja auf solche Fälle spezialisiert. Trotz allem: Für alle Radfahrer zwischen Bühl-Weitenung und Sinzheim-Leiberstung heißt es seit Ende August 2024: ungehinderte Fahrt auch in Höhe des Feuchtbiotops. Der Land-unter-Radweg wurde angehoben. Die kritische Stelle ist damit Geschichte und künftig dürften Radler weder mit Wasserdurchfahrten noch Eispritschen konfrontiert werden. So zumindest gestalten sich die Hoffnungen der Stadt Bühl. Das Niveau der Radel-Trasse wurde um gut 40 Zentimeter höher gelegt, berichtet Bürgermeister Daniel Fritz (CDU) auf Anfrage dieser Redaktion.
 
Damit verlaufe der Fahrradweg nun etwa auf dem Niveau der Brücke und kann nun nicht mehr überflutet werden. Das Befahren dieser Rad-Verbindung zwischen Bühl-Weitenung und Sinzheim-Leiberstung sei nun auch dann problemlos möglich, wenn das Feuchtbiotop seinem Namen alle Ehre macht. Die gesamte Maßnahme war, so Fritz, mit dem Landratsamt Rastatt abgestimmt.
 
Rund 4.500 Euro kostet die Korrektur. Allerdings, so betont es die Stadtverwaltung, werden hier keine zusätzlichen Steuergelder verbraten. Die Ausgaben für den Radweg im alten Zustand und das Geld für die Korrektur ergeben in der Summe genau den Betrag, der für die Fahrradtrasse an der Kreisstraße 3736 zwischen Weitenung und Leiberstung fällig gewesen wäre, hätte man sie gleich in der jetzigen Höhe gebaut.
 
Insofern lässt sich laut Fritz durchaus von Kostenneutralität sprechen. Und vielleicht sind ja auch alle Projektbeteiligten doch etwas überrascht worden. Denn das Feuchtbiotop sah in den vergangenen Dürresommern nicht unbedingt danach aus, als könnte es Radwege fluten. Das hat sich dann aber in dem sehr regenreichen Jahr 2024 anders herausgestellt. Unter dem Strich bleibt für Fritz die Erkenntnis: „Wir haben eine gute Lösung gefunden!“ Das gelte für die Stadt Bühl ebenso wie für alle anderen Projektbeteiligten. Der Bau des Radwegs war aus naturschutzrechtlicher Sicht nicht gerade einfach. Der Radweg berührt beziehungsweise durchquert einige Schutzgebiete, verdeutlichte die Stadtverwaltung bereits in einer Pressemitteilung zur Eröffnung Ende Mai 2023.
 
Dazu gehören unter anderem das Biotop „Feldhecken beim Weitenunger Sportplatz“, das FFH-Gebiet „Bruch bei Bühl und Baden-Baden“ sowie das Biotop „Feuchtwald im Bruchwald“. Vor diesem Hintergrund war ein ganzes Bündel an natur- und artenschutzrechtlichen Maßnahmen notwendig. Etwa 1,7 Kilometer misst der neue Radweg zwischen Weitenung und Leiberstung.
 
Der laut Pressemitteilung der Stadt Bühl 2,40 Meter breite Radweg wird durch einen 1,75 Meter breiten Sicherheitstrennstreifen von der Kreisstraße abgegrenzt. Im Bereich des Sportplatzes Weitenung musste aufgrund der Böschungshöhe auf einer Länge von rund 200 Metern ein Geländer montiert werden. Das soll laut Stadt verhindern, dass die Radfahrer an dieser Stelle in die Tiefe stürzen.
 
An der Zufahrt zum Kieswerk Weitenung zur Querung des dortigen Schinlingrabens wurde außerdem eine Brücke gebaut und am Ortseingang von Leiberstung eine Querungsmöglichkeit. Die Baukosten belaufen sich auf rund 1,8 Millionen Euro, wovon das Land Baden-Württemberg 950.000 Euro beisteuert. Den Restbetrag teilen sich der Landkreis und die Gemeinde Sinzheim und die Stadt Bühl. Vor dem Bau gab es zwischen Weitenung und Leiberstung keine durchgehende Radwegverbindung. Sicher unterwegs auf eigener Trasse waren die Drahtesel-Piloten nur zwischen Weitenunger Ortslage und der Einmündung zum Sportplatz. Insofern war dieses Projekt vor allem ein langgehegter Wunsch der Ortschaftsräte aus Weitenung und Leiberstung.
 
Doch die Verbindung war noch nicht offiziell für den Verkehr freigegeben, da kam die erste Kritik. Ein Radfahrer kritisierte, dass die Zufahrt zum Kieswerk und ein beschrankter Waldweg gegenüber der Radel-Trasse bevorrechtigt sei. Die Verantwortlichen hätten weder Kosten noch Mühen gescheut, den Fahrradverkehr zu behindern, ärgerte sich der Mann, der seinen Frust auch in Briefen an die Rathäuser in Sinzheim und Bühl äußerte.
 
Der Radweg machte dann weiter von sich reden: Mit Wasserdurchfahrten in Höhe des Feuchtbiotops sowie mit tückischen Eispritschen bei Frost, was Sperrungen mit sich brachte. Auch da hatten Radfahrer die Kommunen auf die Probleme aufmerksam gemacht, eine Höherlegung gefordert und sich zudem an die Redaktion gewandt. Die Pfützenbildung bewertete die Stadt Bühl ebenfalls als „unerfreulich“, verwies aber auf diverse Einschränkungen durch das Biotop.
 
Zudem versprach die Stadtverwaltung Mitte Februar 2024 „schnelle Abhilfe“. Die kam nun. Mit dem Plus von gut 40 Zentimetern beim Fahrbahnniveau müsste es jetzt funktionieren, sagt der Bürgermeister.