vom 17.7.2010

Dieses Bild aus dem Jahr 1985 zeigt Paul Frietsch mit dem ersten Jungstorch.
Dieses Bild aus dem Jahr 1985 zeigt Paul Frietsch mit dem ersten Jungstorch.

Viel getan für die Rückkehr der Störche nach Leiberstung
Paul Frietsch gibt Aufgabe in jüngere Hände

Sinzheim (gev) - Wenn die Störche in Leiberstung auf der Suche nach Futter anmutig ihre Kreise drehen, dann hat das sehr viel mit dem Wirken von Paul Frietsch zu tun. Vor 25 Jahren hat der ehemalige Ortsvorsteher wesentlich dazu beigetragen, dass wieder Weißstörche ins Wendelinusdorf kamen und seither zum täglichen Bild im Ort gehören. Nun hat der 82-Jährige diese Aufgabe in jüngere Hände weitergegeben. Seine Schwiegertochter, Heike Frietsch, wird sich künftig um Familie Adebar kümmern.

"Vor dem Krieg haben viele Störche hier gelebt", erinnert sich Frietsch. Jedes Jahr hätten sich rund 50 Tiere am Kieswerk beim Ortseingang zum Abflug in den Süden getroffen. "Storchenversammlung" habe man das im Volksmund genannt. Alle Vögel seien beisammen gestanden, einer - der Anführer - immer davor. Das sei ein sehr imposantes Bild gewesen, so Frietsch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Leiberstung keine Störche mehr. Schließlich setzte sich der Ortschaftsrat für die Wieder-Ansiedelung ein. In Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe habe er, so Frietsch, im Jahr 1985 zwei Storchenpaare in einem Vogelgehege auf seinem Hof aufgenommen. "Ich werde diesen Tag niemals vergessen", sagt der 82-Jährige. "Es war der 13. April, es hat in Strömen geregnet und es war sehr kalt, als die beiden Flugstörche und die zwei Jungstörche von der Auffangstation in Schwarzach nach Leiberstung kamen."

Seine Frau Hannelore habe dermaßen Mitleid mit den Tieren gehabt, dass er schließlich einen Teppich in das Gehege gelegt und eine Wand gegen den frostigen Wind eingebaut habe.

Zunächst hätten die Tiere im Gehege bleiben müssen, erzählt der Storchenexperte von den Anfängen. Doch bald durften die Störche erste Ausflüge unternehmen. Nach zwei Jahren im Freigehege, habe man dem Storchenpaar dann ein Nest auf dem Silodach auf seinem Hof eingerichtet. Später seien die Vögel auf das Rathausdach umgesiedelt worden, und als das Rathaus abgerissen wurde, fand das Storchenpaar seinen Platz auf einem Mast neben der Wendelinushalle, wo es auch heute noch lebt.

Das Nest auf seinem Hof gebe es immer noch, und hin und wieder würden Storchenpaare hier eine Zwischenlandung einlegen, erzählt Frietsch.

Lediglich im Winter würden die Tiere zusätzlich gefüttert, erzählt der Storchenexperte. Das mache man ganz bewusst, damit die Elternstörche nicht in wärmere Gefilde ziehen. Nach wie vor kämen die Störche jeden Morgen zu ihm raus auf den Wendelinushof geflogen, um sich ihre tägliche Ration "Eintagsküken" abzuholen.

Das aber sei gerade im vergangenen Winter für ihn beschwerlich gewesen, erzählt der 82-Jährige, denn er sei nicht mehr so gut auf den Beinen. Deshalb habe er sich entschieden, diese Aufgabe, die ihn all die Jahre mit sehr viel Freude erfüllt habe, in jüngere Hände abzugeben, sagt Paul Frietsch ein wenig wehmütig.