vom 5.3.2013


MIT DER KRAFT DER 80 STIMMEN: Die Chöre aus Kappelwindeck, Oberbruch und Leiberstung, alle unter Leitung von Almut Grißtede, entfalteten gemeinsam in der Barockkirche „St. Maria“ geradezu himmlischen Klang in Gabriel Faurés „In paradisum“. Foto: wv

 
Kontemplative Klänge für Ohren und Seelen
Drei Chöre gestalteten eindrucksvolles Kirchenkonzert
 
Von unserem Mitarbeiter Werner Vetter
 
Bühl. Eindrucksvoll und anrührend fügte sich das Kirchenkonzert in Kap­pelwindeck am Sonntagnachmittag in die Fastenzeit ein: Der Gesangverein „Windeck“ der gemischte Chor Oberbruch, der Männergesangverein Lei­berstung und Ute
Droll an der Orgel boten unter musikalischer Leitung von Almut Grißtede Werke dar, die mit ihren kontemplativen Klängen nicht nur die Ohren, sondern auch die Seelen erreichten. Grißtede hatte mit diesen dreien der von ihr dirigierten Gesang­vereine das anspruchsvolle Programm in bemerkenswert kurzer Zeit einstudiert. Die Zuhörer in der gut gefüllten Barockkirche „St. Maria“ hörten Werke, die aus dem und für den christlichen Glauben geschaffen worden waren. Dem ange­messen moderierte Gabriele Fuchs ausgesprochen würdig, erläuterte insbeson­dere die Bezüge der Musik zur Liturgie. Nachdenklich, feinfühlig, diese Attribu­te verdienten die ganzen eineinhalb Stunden, denen Organistin Ute Droll mit Bachs Choralbearbeitung von „O Mensch, bewein dein Sünden groß“ ein treffliches Präludium voranstellte.
 
Der gastgebende Gesangverein „Wind­eck“ gestaltete den ersten Part, eröff­nete ihn nuanciert mit Neumarks „Wer nur den lie­ben Gott lässt wal­ten“. Dynamisch lebendig und aus­drucksstark gelang ihm Christs „Domi­ne pacem da nobis“. In der Interpretati­on einer selten zu hörenden „Deutschen Messe“ von Michael Haydn bestachen die Kappler durch bewegtes, ja fast tän­zerisches Lob Gottes.
 
Der MGV Leiberstung trug mit seinem 15-köpfigen Männerchor Kempters „Lateinische Messe in F-Dur“ bei: Im Sanctus blühte das „Hosanna in excelsis“ wunderbar auf. Der kleine Frauenchor bezauberte mit dem grazilen „Ave Maria zart“ von Johann Georg Braun. Bemerkenswerte Klangfülle entfaltete der gemischte Chor der Leiberstunger in Schütz‘ „Aller Augen warten auf dich, Herre“.
 
Seiler-Duett begeisterte
mit Webbers ,,Pie Jesu“
 
Mit Güttlers ausdrucksstark gesunge­nem, sauber intonierten „Maria Hilf“ stellte sich der Gemischte Chor Oberbruch vor. In Franz Stolles „Deutscher Messe“ begeisterte er mit einem jubelnd gesungenen „Heilig, unser starker Gott“. Einen solistischen Hochgenuss bereiteten Cornelia und Hubert Seiler: Das Duett aus silbernem Sopran und warmem Bariton sang Andrew Lloyd Webbers „Pie Jesu“, einfühlsam von Ute Droll am Piano begleitet.
 
Kappelwindecker und Oberbrucher Chor mischten sich zu einem musikali­schen Werk des Abenteuerschriftstellers Karl May: Sie ließen dessen „Ave Maria“ in tragfähigen Crescendi zu den Gewöl­ben aufsteigen.
 
Alle drei Vereine taten ihre 80 Stim­men zusammen, und der Gesamtchor entfaltete geradezu himmlische Klänge: Das „In paradisum deducant angeli“ aus Gabriel Faurés Requiem op. 48 ent­führte klanglich ins Jenseits. Geheim­nisse des Glaubens schimmerten aus der Interpretation des von Duruflé in Noten gesetzten französischen Vaterunsers. Das führte Organistin Ute Droll mit Saint-Saens‘ „Improvisation op. 150“ nahtlos fort, entlockte der Klais-Orgel irisierende, geheimnisvolle Klänge. Nachdem sie verhaucht waren, traute man sich kaum in solch tief meditative Momente hinein zu applaudieren.
 
Gelungene Dreierpremiere
 
Bühl (wv). „Die Premiere unserer Zu­sammenarbeit ist gelungen“, stellte Hubert Böttger, Vorsitzender des gastgebenden Gesangvereins „Windeck“ fest, als er - unmittelbar nach dem Konzert in „St. Maria“ - im Kappel­windecker Gemeindehaus den Steh­empfang für die beteiligten Chöre er­öffnete.
 
Er sei glücklich, dass der Kappler Gesangverein die Tradition seiner Kir­chenkonzerte habe fortführen können, unterstützt durch den Gemischten Chor Oberbruch und den Männerge­sangverein Leiberstung, betonte Bött­ger. Die erste Zusammenarbeit habe Erfolg gehabt. Dazu habe die gemein­same Dirigentin Almut Grißtede mit Begeisterungsfähigkeit und Überzeu­gungskraft beigetragen, ebenso alle Sängerinnen und Sänger aus Oberbruch und Leiberstung beim getrenn­ten und gemeinsamen Proben. Böttger dankte den Vorsitzenden Klara Beu­schel und Reinhold Straub, die sich für die Verwirklichung engagiert einge­setzt hätten.
Es sei zu wünschen, dass die künstle­rische Kooperation fortgesetzt werde, meinte er und empfahl den Aktiven al­ler drei Vereine, sogleich das gemein­same Plaudern bei einem guten Tröpf­chen zu nutzen, um sich - ganz im Sin­ne der Dirigentin - gegenseitig das „sängerfamiliäre Du“ anzubieten.