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Vom 23.6.2017
 
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Jahrelange Vorbereitung mündet nun in ersten Baggerbiss
Beginn der Erschließungsarbeiten im Baugebiet "Östlich der L80" in Leiberstung
 
Von Peter Fauth-Schlag
Sinzheim - Mit einem ersten "Baggerbiss" durch Bürgermeister Erik Ernst begann "am Ende eines langen Weges", wie er sagte, am Mittwoch die Erschließung des Neubaugebiets "Östlich der L80" in Leiberstung. Der Gemeinderat hatte die Entwicklung des Baugebiets bereits am 24.Oktober 2012 beschlossen.
 
Mehrere Planvarianten waren dann ausgearbeitet worden. Am 15.April 2014 wurden die Eigentümer über die beabsichtigte Baulanderschließung informiert. Im Dezember 2015 kaufte die Gemeinde die Grundstücke ihren bisherigen Eigentümern ab. Drei davon erwarben später wieder eines von der Gemeinde zurück.
 
Als dann der Bebauungsplan beschlossen und mit der Erschließung begonnen werden sollte, erfuhr die Verwaltung bei einem Behördengespräch im Februar 2016, dass in dem künftigen Baugebiet "Östlich der L80" mit PFC-Belastungen zu rechnen sei. Doch wie damit umgehen? Ratloses Schulterzucken bei den Fachbehörden, stellte Bauamtsleiter Richard Hörth fest. Es lagen noch keine Erfahrungen zu der PFC-Problematik vor. Sinzheim wurde somit zur ersten Gemeinde, die dieses Problem bei der Baulanderschließung lösen musste.
 
Er habe "einfach mal eine Nacht nicht geschlafen" und stattdessen getüftelt, was man machen könne. Zusammen mit der Verwaltung, den Planungsbüros und den Fachbehörden konnte schließlich ein Weg erarbeitet werden, wie man dort trotz der problematischen Umstände Eigenheime errichten kann. Sämtliche Straßenflächen und auch jene Flächen unter den künftigen Häusern werden mit einer Kalk-Zementmischung "immobilisiert". Dadurch entstehe ein brauchbarer verfestigter Baugrund. Gutachterlich nachgewiesen sei, dass dadurch der PFC-Eintrag ins Grundwasser verringert werde, was eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur heutigen Situation bedeute.
 
Infolge der PFC-Entdeckung ergaben sich eine Verzögerung der Erschließungsarbeiten und eine Erhöhung der Entwicklungskosten. Die würden zwar mehrheitlich von der Gemeinde getragen, gleichwohl müssten 20 Euro pro Quadratmeter Bauland umgelegt werden, was aber immer noch fair sei, so Ernst.
 
Am 26. April 2017 hat der Gemeinderat die Ausführungsplanung beschlossen. Geplant ist die Versickerung des anfallenden Regenwassers aller Grundstücke und Straßen über Kanäle in zentrale Versickerungsflächen am Rand des Baugebiets, die nicht mit PFC belastet sind. Das Schmutzwasser wird über zu verlegende Kanäle der Kläranlage zugeführt.
 
So sind im gesamten Baugebiet, wie berichtet, keine privaten Anlagen zur Versickerung des Niederschlagswassers zulässig. Das auf den Baugrundstücken anfallende Oberflächenwasser wird auf öffentliche Flächen abgeleitet. Auf der Südost- und Nordseite werden Versickerungsflächen angelegt. Im belasteten Bereich sind die Baugrundstücke außerhalb von Gebäuden, Garagen, Stellplätzen und deren Zufahrten nach Verlegung eines Wurzelschutzvlieses um mindestens 80 Zentimeter aufzuschütten. Bodenaushub und das Pflanzen von Bäumen sind dort ebenso verboten wie die Entnahme von Grundwasser im gesamten Bereich. Auf den Baugrundstücken im belasteten Bereich müssen Sträucher, im unbelasteten Bereich je 600 Quadratmeter ein hochstämmiger Laubbaum gepflanzt werden.
 
Die Kanal-, Straßenbau- und Erdarbeiten wurden an den günstigsten Bieter für 1,34Millionen Euro vergeben. Nach dem Einrichten der Baustelle wird jetzt unmittelbar mit den Arbeiten begonnen. Sie sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Mit dem Bau der Eigenheime könne dann gleich im neuen Jahr gestartet werden. "Ein gutes Ergebnis für alle", schloss Bürgermeister Ernst.