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vom 19.4.2022
 
Wichtelwagen wird zum Kindergarten
Gemeinderat Sinzheim macht den Weg frei für den Waldkindergarten in Leiberstung
 
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Im Grünen: Auf diesem Gelände im Bereich „Großes Bruch“ in Leiberstung soll für die Naturkindergartengruppe ein Wichtelwagen aufgestellt werden. Foto: Michael Brück
 
Sinzheim (mbü) – Eigentlich ist es ja erfreulich, wenn Kindergartenplätze nachgefragt werden. Denn letztlich sind die Kindergärten ein verlässliches Indiz für den gesellschaftlichen Aufschwung einer Kommune. Insofern darf man auch in Sinzheim durchaus stolz darauf sein, dass hier freie Plätze in Kindereinrichtungen ein denkbar knappes Gut sind. Heißt das doch, dass die Gemeinde auch weiterhin als beliebter Wohnort für junge Familien gilt. Tatsache ist andererseits aber auch, dass es bei allen Bemühungen, genügend Plätze in den sechs Einrichtungen in Sinzheim, Kartung, Müllhofen, Vormberg, Winden und Leiberstung bereitzustellen, noch immer Wartelisten gibt. Da passt es dann auch bestens ins Konzept, dass der Kindergarten Leiberstung im kommenden Kindergartenjahr auf dem Gebiet „Großes Bruch“, in der Nähe des Leiberstunger Sportplatzes, eine Waldkindergartengruppe einrichten möchte, die Kapazitäten für bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren schaffen soll, die bis jeweils 14 Uhr vor Ort betreut werden können. Vorausgesetzt, es gibt genügend Eltern, die dem pädagogischen Konzept folgen und ihren Kindern das naturnahe Leben näherbringen möchten.
 
Denn Waldkindergarten bedeutet, eine Vielzahl von Aktivitäten an der frischen Luft zu erleben. Der große Wichtelwagen, der auf einer Waldlichtung aufgestellt werden soll, dient Erzieherinnen und Kindern nämlich nicht als Spielwiese, sondern vielmehr als eine Art Schlechtwetter-Unterschlupf und Pausenraum. Der Vorteil für die Gemeinde: Sie kann trotz vergleichsweise hoher organisatorischer Hürden ohne großen Genehmigungsaufwand schnell zusätzliche Plätze anbieten – und das zu vergleichbar geringen Kosten. Denn ein Wichtelwagen für 20 Kinder und zwei Betreuerinnen liegt bei vergleichbar kostengünstigen 112.000 Euro. Ein Betrag von rund 155.000 Euro ist im Haushalt bereits eingestellt. Zudem braucht es kein festes Gebäude, kein zusätzliches Mobiliar und auch kein weiteres Material. Da lässt es sich dann auch gut verkraften, dass der Wagen wohl erst frühestens zum Jahresende 2022 geliefert werden kann.
 
Genügend Erfahrung mit Waldkindergarten-Konzepten hat die Gemeinde Sinzheim bereits gesammelt. So gibt es schon seit 2015 eine Waldgruppe im Kindergarten „Käferglück“ in Vormberg. Laut Bürgermeister Erik Ernst ein erfolgreiches Konzept, das guten Zuspruch erfahre. Auch was den Personalschlüssel für die neue Einrichtung angeht, ist die Verwaltung bereits aktiv. Die Stellen, so die Verwaltung, habe man schon ausgeschrieben und zwei Bewerberinnen mittlerweile Zusagen für eine Teilzeitbeschäftigung erteilt. Finanziert werden soll die Naturgruppe über Zuschüsse des Landes im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs sowie über Elternbeiträge.
 
Eine erste Elternumfrage zum Interesse an einer Waldgruppe hatte die Verwaltung bereits im vergangenen Sommer durchgeführt. Dabei sei für sechs Kinder Interesse angemeldet worden, heißt es seitens der Gemeinde. Mit einer aktuellen Umfrage will man nun die Zahlen auf den neuesten Stand bringen. Als realistischen Starttermin für den neuen Waldkindergarten hat die Verwaltung den Jahresbeginn 2023 ins Auge gefasst.