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vom 11.3.2021
 
„Jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei“
Frische Eier aus dem eigenen Garten sind gefragt / Zwei Familien aus Leiberstung und Stollhofen haben Hühner als Hobby entdeckt
 
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Eva Hehe und Sohn Jan mit „Madita“, ihrer ältesten Henne, auf dem Arm.
 
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Melanie, Maurice (links) und Yannick Knäbel mit Henne „Hanni“ und Hund „Balou“. Fotos: Rechel
 
 
Von Veruschka Rechel
Sinzheim/Bühl – „Es war schon immer ein Traum von mir, Hühner zu haben“, erzählt Eva Hehe aus Leiberstung. Abgesehen von frischen Eiern aus dem eigenen Garten bedeutet es für sie Entspannung pur, ihren sieben Hennen beim Picken und Scharren zuzuschauen. Fünf Deutsche Sperber und zwei Welsumer aus Holland laufen auf ihrem Grundstück frei herum.
 
Der Deutsche Sperber wurde 2012 zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ erklärt, während der „Welsumer“ aus Welsum in den Niederlanden weltweit verbreitet und wegen seiner großen, braunen Eier sehr beliebt ist. Die sechs Junghennen liefern rund drei Jahre lang täglich drei bis fünf frische Eier.
 
„Nur im Winter müssen wir welche zukaufen, da gibt es Wochen, in denen sie überhaupt keine legen, denn Hühner brauchen mindestens zwölf Stunden Tageslicht“, so Eva Hehe. Doch ganzjährig sind sie gute Essensresteverwerter, vor allem von Nudeln, Reis, Fleisch, Wurst und Käse. „Nach Salat sind sie ganz verrückt“, lacht Hehe. Wenn sie keine Eier mehr legen, kommen sie in den Suppentopf. Nicht so die acht Jahre alte Madita, die eine Sonderstellung einnimmt. „Sie ist die letzte von zehn befruchteten Eiern, die wir zu Beginn im Brutkasten selbst ausgebrütet haben.“ Fünf davon waren geschlüpft, drei Hennen und zwei Hähne. Letztere wurden abgegeben, denn mit einem Gockel und seinem regelmäßigen Krähen seien Streitigkeiten mit den Nachbarn vorprogrammiert.
 
Die Mädels würden auch ohne Hahn brav Eier legen und ein glückliches, sorgloses Leben führen. In männerlosen Herden übernimmt oft eine ranghohe Henne den Aufgabenbereich des Hahns. „Das macht bei uns Madita, sie hat sogar schon versucht, zu krähen“, lacht Sohn Jan. Zu der alten, gefiederten Dame hat er eine besondere Beziehung. Seit seinem fünften Lebensjahr lässt sie sich von ihm auf den Arm nehmen und streicheln. Inzwischen hat der 13-jährige die Verantwortung für die Hühner übernommen, indem er sie unter anderem füttert, ihren Käfig mistet und ihnen die Flügel stutzt, damit sie nicht wegfliegen können. Aktuell baut er ihnen einen neuen, modernen Stall. Im Urlaub kümmern sich Nachbarn um die Hühner und freuen sich über täglich frische Eier.
 
Auch bei Familie Knäbel in Stollhofen laufen Hennen im Garten herum. Um Hanni, Nanni, Blondie und Wildelinde kümmern sich die Söhne Maurice und Yannick. Vor der Schule wird gefüttert und am Wochenende gemistet. Wie sind Knäbels auf das Huhn gekommen? „Mein Mann und ich wollten gesunde, frische Eier und unsere Kinder Hühner. Die hätten in unserer Menagerie mit drei Pferden, zwei Katzen und einem Hund noch gefehlt. Bis vor Weihnachten vergangenen Jahres gab es noch ein zweites Hennen-Quartett, sogar mit Hahn, das auf einer großen, nahe gelegenen Wiese mit Hühnerwagen logierte.“ Die hat leider der Fuchs gestohlen. „Wir überlegen noch, wie wir die Wiese fuchssicher bekommen“, erklärt Melanie Knäbel. „Bis es soweit ist, gibt’s ebenweniger frische Eier. Jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei“, witzelt sie.
 
Wenn bei Knäbels die Hennen keine Eier mehr legen, dürfen sie ihren Lebensabend genießen. „So lange, bis sie tot umfallen“, betont Melanie Knäbel.