vom 28.7.2003
Der Baggersee in Leiberstung Lockt in den Hitzemonaten zahlreiche Menschen an - sehr zum Ärger der Kieswerk-Leitung.
"Illegaler Badebetrieb" in Leibersturig: Geschäftsführer klagt über immense Schäden durch Zerstörung
See beim Kieswerk nicht für alle da
See beim Kieswerk nicht für alle da
VON BT-REDAKTEUR NIICHAEL BRENNER
Sinzheim - "Jäh gestört" wurde das Badeglück einer Sinzheimerin am Leiberstunger Baggersee. Ein Angler habe sie unfreundlich von ihrem Platz unter einer Schatten spendenden Eiche vertrieben, klagte die 22-Jährige gegenüber dem BT - dabei sei der See "doch für alle da".
Mit dieser Ansicht liegt sie indes falsch. Der See gehört dem Kieswerk. Die Schilder mit der Aufschrift "Betriebsgelände, Unbefugten ist der Zutritt nicht gestattet! Baden, Tauchen und campieren verboten!" sind nicht zu übersehen: dennoch pilgern im Sommer Tag für Tag zahlreiche Menschen zu dem See, um sich zu sonnen und im Wasser abzukühlen. Damit verstoßen sie gegen das Verbot: "Auf dem Gelände haben nur unsere Mitarbeiter, die Kunden und die Angler etwas verloren, sagte Kieswerk-Geschäftsführer Martin Kern auf Anfrage.
Die Hinweisschilder sind nicht zu übersehen. Dennoch betreten Badegäste das Gelände. Einige von ihnen sabotieren die Kieswerk-
Anlagen und verursachen damit hohe Kosten. Fotos: Marcus Gernsbeck
Anlagen und verursachen damit hohe Kosten. Fotos: Marcus Gernsbeck
Dabei geht es ihm nicht darum, den Wasserratten den Spaß zu verderben, sondern Kern klagt über massive Beschädigungen an den Kiesförderanlagen durch den "illegalen Badebetrieb". Einige wenige "Gäste" verursachten in den Hitzemonaten Schäden von mehreren tausend Euro, da sie Anlagen zerstörten, Kabel durchtrennten oder Förderbandrollen entfernten. Dass die Urheber dieser Sabotageakte nicht die "normalen" Besucher wie die junge Sinzheimerin seien, ist dem Geschäftsführer bewusst. Aber: "Es ist nicht erkennbar, wer vernünftig ist. Wir müssen alle über einen Kamm scheren", sagte Kern - und kündigte an, das Hausrecht mit Hilfe der Polizei oder einem privaten Wachschutz durchzusetzen, falls die Beschädigungen nicht aufhören. Außerdem liege die Haftung beim Kieswerk. Komme es zu einem Unfall, "bin ich als Geschäftsführer der Gelackmeierte", so Kern.
In den vergangenen Jahren sei die Lage am See so manches Mal "fast eskaliert": Der Bürgermeister einer Nachbargemeinde sei schon "mit vorgehaltener Waffe bedroht" worden, berichtete Kern. An diesem Wochenende lieferten sich Jugendliche eine Schlägerei auf dem Gelände (siehe "Polizeibericht" auf dieser Seite). Auch verbotene Partys sind dem Kieswerk-Chef ein Dorn im Auge. Er erinnerte sich an eine Abi-Fete. die von der Polizei aufgelöst werden musste. Die Beamten des Reviers Bühl und des Polizeipostens Sinzheim wüssten um die Situation und stünden deswegen in ständigem Kontakt mit der Kieswerk-Leitung.
Alle Maßnahmen, um den Zugang zum Gelände zu versperren, fruchteten bislang nicht. Kern ließ höhere Zäune errichten, Unbekannte schnitten Löcher hinein. Außerdem kann das Ufer durch das Gebüsch erreicht werden.
"Wir haben die Pflicht zu kontrollieren", wies der Vorsitzende des Angelsportvereins Leiberstung, Alfons Lorenz, den Vorwurf der Schikane zurück. Der Verein habe mithin auch das Recht, Unbefugte des Geländes zu verweisen. Dabei gebe es zuweilen auch "Ärger mit den Leuten, auf den wir aber nicht stolz sind", sagte Lorenz. Kieswerk-Chef Kern wies gegenüber dem BT ausdrücklich darauf hin, dass der Angelsportverein, der als Pächter auch für die Beseitigung des Mülls sorge, berechtigt sei, Badegäste fortzuschicken.
Die 22-jährige Sinzheimerin distanzierte sich im BT-Gespräch jedoch vehement von jenen See-Besuchern, die Müll hinterlassen und Anlagen beschädigen. Sie wolle lediglich ihre Ruhe haben und die Sonne genießen. Aber: Selbst das ist nicht erlaubt. Und wie verhielte sich Kieswerk-Chef Kern, würde er auf dem Weg zum Büro die junge Dame am Ufer erblicken? "Dann würde ich mich den betrieblichen Gegebenheiten widmen...." .
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