abblogok vom 27.12.2004
 
bt271204aIm Anflug: Dank der Hilfe des ehemaligen Ortsvorstehers Paul Frietsch können die Störche im Winter in Leiberstung bleiben. Fotos: Wolfgang Breyer
 
Leiberstunger Paul Frietsch füttert Zugvögel und hilft ihnen damit über die kalte Jahreszeit / Elektrogeschäft spendet Tiefkühltruhe
Störche überwintern auf dem Wendelinushof
 
Sinzheim (hn) - Ein Storchenpaar schaut derzeit wieder regelmäßig auf dem Wendelinushof in Leiberstung vorbei. Dort versorgt Paul Frietsch die Vögel während der frostigen Zeit täglich mit Futter, das aus gefrorenen Kükenkadavern besteht. Diese werden in einer Kühltruhe aufbewahrt, die eine Sinzheimer Firma gespendet hat.
 
Schon die erste Truhe kam von dem Elektrogeschäft. Das Gerät, das nun seinen Dienst aufgegeben hat, wurde vor 20 Jahren gesponsert, als Frietsch mit der Aufzucht der Vögel begonnen hat. Damals seien zahlreiche Störche verendet, als sie mit Stromleitungen in Berührung kamen, so Frietsch. Anders als noch zu Beginn der 60er Jahre sah man in den 80er Jahren kaum noch Adebare, erinnert sich Frietsch. Das wollte er ändern.
 
Im Jahr 1985 richtete er deshalb Volieren auf seinem Hof ein. Dort hielt er bis 1989 jeweils zwei Paare über den Winter. Jedes Weibchen brachte pro Jahr durchschnittlich drei Storchenküken zur Welt. Auch das Paar, das in diesem Frühjahr auf dem Dach der Wendelinushalle seine Eier ausgebrütet hat, zog drei Junge groß. Das trockene Wetter im April dieses Jahres sei ideal für die Aufzucht des Nachwuchses gewesen, der "nicht im Nassen gesessen und gefroren" habe, so Frietsch.
 
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Spende: Paul Frietsch (links) freut sich über die Truhe, in der er die gefrorenen Küken aufbewahrt.
Dass die Zugvögel auch während der kalten Jahreszeit in Leiberstung blieben, habe seinen Grund: Frietsch hält sie einen Winter lang in seinen Volieren. Nach dieser Zeit hätten die Vögel ihr "Flugverhalten gestoppt", so der ehemalige Ortsvorsteher. Dann blieben die Störche auch die nachfolgenden Winter hier, da sie "merkten", dass sie nicht hunderte von Kilometern fliegen müssten, sondern auch an der Rheinschiene überwintern könnten.
 
Zwischen zehn und zwölf eingefrorene Kükenkadaver frisst ein Storch täglich. Um die Tiere satt zu bekommen, kauft Frietsch zu Beginn jeder Wintersaison 4.000 Küken. Rund 5.000 Exemplare fasst die 800 Euro teure Truhe. Wenn die Tiere nicht gefüttert werden, ernähren sie sich überwiegend von Mäusen, aber auch Maulwürfe stehen auf ihrem Speiseplan.
 
Laut Frietsch bietet die Landschaft um Leiberstung gute Lebensbedingungen für die Störche. In der Kiesgrube und in den Biotopen finden sie reichlich Nahrung. Als das ehemalige Rathaus noch stand, hat es einem Storchenpaar auf dessen Dach sogar so gut gefallen, dass es 13 Jahre hintereinander dort seinen Nachwuchs aufzog, erinnert sich der ehemalige Ortsvorsteher.