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vom 2.9.2004
 
Schon jetzt Vorfreude auf den Festtagsbraten
Damwild-Gemeinschaft will Gehege vergrößern
 

abb020904IM DAMWILDGEHEGE IN LEIBERSTUNG leben zur Zeit rund 100 Tiere, etwas weniger als sonst. Doch die Damwild-Gemeinschaft eine baldige Erweiterung des Geheges. Foto: Adam

 
Sinzheim (sona). Wenn sich der Vorsitzende der Leiberstunger Damwild-Gemeinschaft, Horst Koch, oder einer der neun anderen Mitglieder der Damwild-Gemeinschaft dem Zaun des Damwildgehes nähert, kommen gleich einige ganz schlaue Tiere angetrabt. Meist trabt der Hirsch mit dem stolzen Geweih vorne weg. Doch es kann auch sein, dass einer der Spieser oder ein Muttertier mit den drolligen getupften Damwildkälbchen zuerst die Bekannten entdeckt. Die Tiere wissen ganz genau, dass die Verantwortlichen der Leiberstunger Damwild-Gemeinschaft bestimmt eine Extra-Leckerei dabei haben: getrocknetes Brot, Gras, Obst. Kartoffeln oder vielleicht auch Mais oder Zuckerrüben. Sie sind so zahm, dass sie das Futter sogar aus der Hand fressen.
 
Zur Zeit leben rund hundert Tiere in dem Gehege beim Leiberstunger Bolzplatz. "Das sind weniger als sonst. Wir haben etliche Tiere rausgeschossen, hatten in diesem Jahr nur 25 Junge. Außerdem haben wir etliche Tiere lebend verkauft - nach Waldmatt", erklärt Koch. Im Bühler Stadtteil soll eine Damwildzucht eröffnet werden, freut sich der Vorsitzende der Damwild-Gemeinschaft Leiberstung über die Berühmtheit der Leiberstunger Anlage. Doch nicht nur in der Umgebung kennt man das Leiberstunger Gehege, sondern im ganzen Land. Denn erst vor wenigen Wochen hatte die Leiberstunger Damwild-Gemeinschaft ein Treffen aller Damwildzüchter aus ganz Baden-Württemberg initiiert. Mehr als 100 Interessierte und Experten kamen und tauschten sich aus.
 
Tatsächlich besteht das Leiberstunger Damwildgehege schon viele Jahre. 1989 wurde das Gehege angelegt. Drei Hektar war es gerade einmal groß, erinnert sich Koch noch. Vor genau zehn Jahren wurde das Gehege auf die doppelte Größe erweitert. "Es wäre schön, wenn wir das Gehege noch einmal vergrößern könnten", hofft Koch. Allerdings soll diesmal nicht die Anzahl der Tiere vermehrt werden, sondern durch eine Erweiterung wäre eine so genannte Umtriebbeweidung möglich, erklärt der Fachmann. Da an das Gehege ein so genanntes FFH-Gebiet angrenzt, ist eine Erweiterung allerdings äußerst schwierig. Höchstens Richtung Baugebiet sei eine Erweiterung noch machbar, weiß Koch selbst. "Aber ein bis zwei Hektar sind bestimmt noch drin", hat sich Koch schlau gemacht. Dann müsste man das Damwild allerdings über eine kleine Straße treiben, wenn man es umquartieren möchte. Doch öfter als zweimal im Jahr wäre dies nicht der Fall. Dies dürfte keine Probleme verursachen, gibt Koch die Hoffnung nicht auf.
 
Die Damwild-Zucht in Leiberstung macht Fortschritte. Die Verantwortlichen halten sie auf dem neuesten Stand. Seit vergangenem Jahr hat die Damwild-Gemeinschaft Leiberstung bei der Hütte im Nordteil des Geheges eine Winterweide angelegt. Und während sich die Tiere dort aufhalten, wird das restliche Gras gekalkt. So können Würmer abgetötet werden.
 
Das Gras ist in diesem Sommer im gesamten Gehege sehr gut, zeigt sich Koch äußerst zufrieden. Allerdings tritt etwas vermehrt Schachtelhalm auf. Und Schachtelhalm frisst Damwild nicht. "Dies sind vermutlich Auswirkungen des extrem trockenen Sommers 2003." Doch dieses Problem sei leicht in den Griff zu bekommen, ist Koch kein bisschen bange vor der Zukunft.
 
Generell appelliert der Damwild-Experte an die Bevölkerung, die Tiere nicht mit frischem Brot zu füttern. "Frisches Brot verursacht Blähungen und löst Durchfall aus, erklärt Koch.
 
Im Sommer schauen die Verantwortlichen der Damwild-Gemeinschaft Leiberstung zwei- bis dreimal pro Woche nach den Tieren und füttern sie. Außerdem ist frisches Wasser wichtig. Im Damwild-Gehege stehen deshalb immer einige Badewannen. voll gefüllt mit frischem Wasser. "Frisches Wasser ist wichtig", so Koch.
 
Im Winter wird dafür häufiger gefüttert. Die Tiere bekommen zudem Mineralsteine, an denen sie schlecken können. Und zu viel wird den zehn Mitgliedern der Damwild-Gemeinschaft die Arbeit nicht. Im Gegenteil: Für das Wohl der Tiere tun sie alles.
 
Schon bald beginnt in Leiberstung wieder die Jagdsaison im Gehege: Zwischen Mitte September und Mitte Oktober schießen die Mitglieder der Damwild-Gemeinschaft Leiberstung einige Tiere aus der Herde heraus. "Man schießt ungefähr den Anteil der Jungtiere wieder heraus - also in diesem Jahr wohl so zwischen 20 und 25 Tiere", verrät Koch.
 
Auch Muttertiere, die zu spät trächtig geworden sind, müssen geschossen werden. Denn die kleinen Damwildkälbcben hätten im Winter keine Überlebenschance, erklärt Koch. Die Damwild-Gemeinschaft Leiberstung möchte nicht mehr als sechs bis sieben Muttertiere pro Hektar halten.
 
Maximal zehn Muttertiere pro Hektar sind erlaubt. Und auch ein Hirsch im zweiten Kopf wird wohl geschossen werden müssen. Denn sonst herrscht Männerüberschuss im Gehege, legt Koch die Pläne für die Zukunft offen. Das geschossene Damwild wird übrigens im Ganzen verkauft. Das Fleisch ist ausgesprochen schmackhaft und gesund. "Es hat nur einen Fettanteil von zwei Prozent", schwärmt Koch und freut sich auch schon ein bisschen auf einen Damwild-Festtagsbraten.
 
Dabei kann der Vorsitzende der Damwild-Gemeinschaft nicht verbergen, dass ihm jedes einzelne Damwild-Tier ans Herz gewachsen ist.