vom 10.10.2011

DURCH LEIBERSTUNG zogen gestern wieder zahlreiche Reiter. Der Wendelinusritt ist ein Markenzeichen des Sinzheimer Teilorts und ein Treffpunkt für die ganze Region.
DURCH LEIBERSTUNG zogen gestern wieder zahlreiche Reiter. Der Wendelinusritt ist ein Markenzeichen des Sinzheimer Teilorts und ein Treffpunkt für die ganze Region.        Fotos: Roland Huck


"Möglichkeit zur Rückbesinnung"
Traditioneller Wendelinusritt in Leiberstung

Sinzheim-Leiberstung (rock). Dass der Leiberstunger Schutzheilige Wendelin ein besonderes Augenmerk auf das ihm zu Ehren gefeierte Wendelinusfest hat, wurde gestern wieder deutlich. Rechtzeitig zu Beginn der Feierlichkeiten im Sinzheimer Ortsteil ließ sich die Sonne blicken, vertrieb die Regenwolken und sorgte sowohl für die Gottesdienstbesucher als auch für die Umzugsteilnehmer und -zuschauer für beste Bedingungen. Zahlreiche Besucher verfolgten das Geschehen und freuten sich über das farbenprächtige Defilee an Reitern und Kutschenfahrern.

Weniger Teilnehmer und Besucher als in den Vorjahren

Allerdings wurden weniger Umzugsteilnehmer als in den Vorjahren gezählt. Und auch die Zuschauerzahlen waren nach Beobachtung langjähriger Besucher etwas rückläufig. Dies bestätigte Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber, der jedoch eine stattliche Anzahl von Ehrengästen begrüßen durfte, unter ihnen den baden-württembergischen Landtagspräsidenten Willi Stächele. Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Tobias Wald und dessen Familie nahm Stächele in einer Kutsche Platz und ließ sich, gezogen von vier Pferden, durch den Ort chauffieren. In seiner anschließenden Ansprache vor der Wendelinushalle zollte Stächele dem "Leiberstunger Feiertag" ein besonderes Kompliment und hob Tradition und Brauchtum hervor. Ebenso erinnerte er sich an seine Zeit als Oberbürgermeister in Oberkirch, wo er bereits im Ortsteil Nussbach in Berührung mit derartigen Veranstaltungen gekommen sei. Von einem "Fest für alle Generationen" sprach Sinzheims Bürgermeister Erik Ernst. Und tatsächlich: Alle Altersgruppen waren beim Umzug durch den Ort vertreten. Aus der ganzen Region waren Reiter und Kutschenfahrer gekommen. Sowohl Kinder als auch Erwachsene waren zu Pferd unterwegs und erfreuten die Zuschauer mit ihren Beiträgen. Natürlich wieder einen Ehrenplatz hatten beim Umzug der heilige Wendelinus als Schutzpatron der Leiberstunger Kirche als auch das Modell der Wasserburg, mit der an die Anfänge des Ortes im 14. Jahrhundert erinnert wurde. Zwischen den Reitern und Rutschenfahrern marschierten Kapellen aus Sinzheim und den umliegenden Orten, die ebenso wie die Leiberstunger Alphornfreunde musikalisch für Kurzweil sorgten. Los ging der Umzug am südlichen Ortseingang. Vor hier aus zogen die Reiter und Kutschenfahrer an der Kirche vorbei durch Leiberstung und steuerten die Wendelinushalle an, wo es für die Teilnehmer den Segen der Geistlichkeit gab. Außerdem wurden den Pferden Schleifen angeheftet, und für die Reiter gab es einen hochprozentigen Satteltrunk. Dekan Martin Schlick, Diakon Georg Beier. der bereits zum 22. Mal dabei war und nach eigenen Angaben noch nie "schlechtes Wetter" hatte, sowie Hügelsheim Pfarrer Manfred Helfrich spendeten den Segen für die Pferde. Reiter und Fahrer. "Mögen alle schädlichen Einflüsse fern gehalten werden", sagte Dekan Schlick. Auch sollen die Tiere vor Krankheiten, Seuchen und Gefahren bewahrt werden. Gemeinsam mit den Besuchern betete Schlick das "Vater unser".

ZUM 22. MAL segnete Diakon Georg Beier beim Wendelinusritt in Leiberstung Pferde und Reiter.
ZUM 22. MAL segnete Diakon Georg Beier beim Wendelinusritt in Leiberstung Pferde und Reiter.

Die Tradition sprach Ortsvorsteher Alexander Naber an. Das Wendelinusfest, das ein Treffpunkt für die ganze Region sei, sei auch eine Möglichkeit zur Rückbesinnung, meinte er. Schon seit vielen Jahren ist Bernhard Friedmann Schirmherr der Veranstaltung. Auch diesmal wieder war er dabei. Er dankte den Teilnehmern für ihr Kommen und lobte das schmuckvolle Herrichten der Pferde und Kutschen für den Umzug. Der Wendelinusritt sei mittlerweile eine Markenzeichen für Leiberstung geworden, meinte er. Hier müsse man einfach dabei sein, sagte er und machte nicht zuletzt auch die jahrtausendealte Bedeutung der Pferde für die Menschen aufmerksam.

Seinen Auftakt hatte der Leiberstunger Festtag bereits am Vormittag genommen mit einem Gottesdienst mit Dekan Martin Schlick unter Mitwirkung des Kirchenchors und Organist Erwin Droll. Nach dem Wendelinusritt wurde in und um die Festhalle weitergefeiert.