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vom 17.8.2002
 
Die Leiberstunger Bürger machen beim Anti-Schnaken-Programm aktiv mit / Die Bekämpfung muss fortgesetzt werden
Kleine Tabletten verhindern Schnakenplage
 

bt170802Gerhard Jörger kontrolliert regelmäßig die kleine Öffnung seines Regenwasser- Fasses. Sind Schnakenlarven im Wasser, wirft er einfach einige Culinex-Tabtetten ein. Foto: so

 
Leiberstung (so) Waldschnaken surren in Leiberstung nicht mehr. Klagen über Schnakenstiche gehören der Vergangenheit an. Grund für das Ende der Schnaken-Plage sind die Leiberstunger selbst. Sie haben sich die Appelle der wissenschaftlichen Vertreter der Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) zu Herzen genommen. Fleißig untersuchen die Privatleute ihre Regentonnen und Sickergruben auf Schnakenlarven. Und falls die kleinen Schnakenlarven im Wasser herumzappeln, werfen sie sofort einige Tabletten ein. Und damit ist das Problem gelöst.

Meistens ist die kleine Öffnung des 1.500 Liter fassenden Regenfasses hinter dem Haus der Jörgers mit einer Folie bedeckt. Doch auf diese Sicherheitsvorkehrung verlässt sich Gerhard Jörger nicht. Denn aus Erfahrung weiß er: Schnakenlarven kommen überall durch.

Regelmäßig überprüft der Leiberstunger Gerhard Jörger deshalb, ob Larven in dem Wasser schwimmen. Schon mehrmals war dies der Fall. Dann wirft er sofort einige Culinex Tabletten ein. Diese kleinen, leicht bräunlichen Tabs, gibt es im Leiberstunger und im Sinzheimer Rathaus kostenlos. Die Tabletten gehen weg wie warme Semmeln, zieht Ortsvorsteher Alexander Naber Bilanz. "Die Privatleute unterstützen das Programm der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage so gut sie können", so Naber. Der Effekt ist augenscheinlich: In diesem Jahr blieb Leiberstung - trotz des idealen Schnakenwetters - von einer Plage der lästigen Stecher verschont.

Das Geheimnis liegt in den kleinen bräunlichen Tabletten, die die Leiberstunger fleißig in ihre Sickergruben. Regenfässer, Vogeltränken und sonstigen Wasser-Ansammlungen werfen. Denn sie enthalten den "Bazillus thuringiensis israelensis".

Dieser Bazillus wird von den Schnakenlarven gefressen. Doch der Bazillus bekommt den Larven alles andere als gut. Denn er bewirkt, dass der Darm der Mücken durchlässig wird - die Larven sterben ab, können sich gar nicht erst zu stechenden Blutsaugern entwickeln.

Allerdings ist es besonders wichtig, dass die Schnaken bereits im Larvenstadium mit dem Bazillus gefüttert werden. Denn nur bei Schnakenlarven ist er wirksam. Für alle anderen Lebewesen, auch für Menschen, ist der Bazillus völlig ungefährlich, betont Norbert Becker, wissenschaftlicher Direktor bei der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage.

Die Culinex-Tabletten sollen in Wasser aufgelöst werden. Dann kann man den Wirkstoff mit einer Handspritze ausbringen - oder in die Regentonne geben. Gerhard Jörger allerdings spart sich die umständliche Prozedur. Er kippt die Tabletten wie sie sind in seine Regentonne. Dort lösen sie sich von allein auf. "Eine Tablette reicht etwa für 200 Liter", erklärt der Leiberstunger. Sein 1.500 Liter Regenfass versorgt Gerhard Jörger deshalb mit acht Tabletten.

Natürlich ruht die Beseitigung der Schnakenplage nicht allein auf den Schultern der Privatleute. Die Profis der KABS leiten und unterstützen die Aktion. Bei großen Sickergruben, in denen Schnakenlarven gefunden werden, rücken sie an - und spritzen den Bazillus thuringiensis israelensis. Die Experten haben Karten mit Wasseransammlungen und Schnaken-Brutstätten für die ganze Region angelegt. Im Frühjahr wurde mit Hubschraubern großflächig Eisgranulat mit dem Bazillus ausgebracht. Und in unwegsamem Gelände brachten die Fachmänner auch mit der Handspritze den Bazillus aus.

Insgesamt sind in Deutschland fast hundert Städte und Gemeinden Mitglieder in der KABS, zieht Direktor Norbert Becker eine erste Bilanz. Angefangen im Norden vom Landkreis Main-Bingen linksrheinisch und dem Rheingaugebiet rechtsrheinisch wird bis zum Ortenaukreis flächendeckend die Schnakenplage ohne Gift bekämpft.

Vom Aussterben bedroht sind die lästigen Blutsauger allerdings deshalb noch lange nicht. Denn es gibt immer ein paar Prozent der Larven, die zu spät mit dem Bazillus in Berührung kommen - und deshalb überleben. Aus diesem Grund muss die Bekämpfung auch in den nächsten Jahren mit Akribie fortgesetzt werden.