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vom 4.1.2003
 
Nachbarpfarrer hatte Einwände
Heutige Leiberstunger Wendelinuskirche entstand im Jahr 1775
 
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BLICK INS KIRCHENINNERE: Die Leiberstunger Kirche wurde im Jahr 1775 erbaut, auch wenn dem Pfarrer von Schwarzach das gar nicht gefiel. Foto: Lienhard
 
Sinzheim-Leiberstung (wl). Die Kirche St. Wendelinus in Leiberstung entstand 1775, weil der Vorgängerbau die Gläubigen nicht mehr zu fassen vermochte. Eine erste hölzerne Kapelle am Südeingang des Ortes hatten französische Truppen 1696 mit einem großen Teil des Dorfes niedergebrannt, berichtet Franz Zoller im Sinzheimer Heimatbuch von 1984. Die Gemeinde, die seit dem Dreißigjährigen Krieg zu Schwarzach zählte (zuvor gehörte der Ort wie auch Sinzheim zum Kirchspiel Steinbach), errichtete 1713 unter dem Schultheißen Georg Droll in der Dorfmitte eine Kapelle aus Stein — gegen den ausdrücklichen Willen des Schwarzacher Pfarrers, der dadurch einen geringeren Gottesdienstbesuch in seiner Kirche befürchtete.

Das fehlende Plazet aus Schwarzach führte dazu, dass die Kapelle erst am 24. August 1728 durch den Erzpriester Andreas Etgel konsekriert werden konnte. Damit nicht genug: Ein bischöflicher Entscheid verbot es, ohne besondere Erlaubnis Messen zu zelebrieren; das Allerheiligste durfte nicht in der Kapelle aufbewahrt werden. Schon bald war die Kapelle wieder zu klein, und so entschloss sich die Gemeinde zu einem Neubau, den sie schließlich 1775 ausführte. Der ganze Abtsstab von Schwarzach und auch das Amt Steinbach mussten durch Abgaben zur Finanzierung des Kirchenbaues beitragen. 1884 wurde die Kirche erstmals erweitert; zwölf Jahre zuvor hatten regelmäßige Sonn- und Feiertagsgottesdienste begonnen. Im 20. Jahrhundert erlebte das Gotteshaus Sanierungen — 1925 und 1951.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts reichte der Platz in der Kirche erneut nicht mehr aus. Überlegungen für einen Neubau reiften, die Gemeinde hielt bereits Baugelände in Reserve. Doch entschied man sich am Ende für eine Erweiterung und Renovierung der Kirche. 1976/77 wurden diese Arbeiten ausgeführt. Dabei entstand ein flachgedeckter Anbau, der, so das Urteil des Bühler Kunsthistorikers Ulrich Coenen in der "Baukunst der nördlichen Ortenau", den originalen Gesamteindruck des Denkmals erheblich stört.

1986 endete die jahrhundertelange Zugehörigkeit Leiberstungs zur Pfarrei Schwarzach. Seither ist der Ort ein Teil der Pfarrgemeinde St. Martin Sinzheim.