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vom 16.2.2024
 
Hier könnten Solaranlagen stehen
In Baden-Baden und Sinzheim würden sich mehrere Standorte für Freiflächensolaranlagen eignen
 
Von Sarah Gallenberger
 
abb160224aDer Regionalverband Mittlerer Oberrhein hält mehrere Standorte in Baden-Baden und Sinzheim für Solaranlagen geeignet. Foto: Mars GmbH picture alliance/dpa/Mars Inc.
 
Sinzheim/Baden-Baden. Wenn gewisse Themen aufploppen, lösen sie schnell Emotionen aus. Das ist bei Tieren, menschlichen Schicksalen oder politischen Diskussionen oft der Fall. Und vor allem auch bei Klima und Umwelt. Julian Berger weiß das. Er ist Regionalplaner beim Regionalverband Mittlerer Oberrhein und hat viel mit Windkraft und Solarenergie zu tun – also mit jenen Themen, bei denen es schnell emotional werden kann. Doch er sagt: „Wir kommen einfach nur den gesetzlichen Vorgaben nach.“
 
Es gibt keinen Entwicklungszwang.
Julian Berger
Regionalplaner
 
In diesem Fall meint er damit die Gemeinde Sinzheim und den Stadtkreis Baden-Baden. Dort, wo in einigen Jahren vielleicht Solarflächen gebaut werden könnten. Die Möglichkeit dazu besteht, sagt Berger. Doch erst mal zurück auf Anfang. Der Regionalverband beschäftigt sich seit einiger Zeit mit Flächen in der Umgebung, weil es das Gesetz so vorsieht. Denn der Gesetzgeber hat die Regionalverbände in Baden-Württemberg dazu verpflichtet, mindestens 0,2 Prozent ihrer Regionsflächen für die Photovoltaiknutzung planerisch zu sichern. Berger sagt: Damit wolle man die räumlichen Voraussetzungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen – und diese seien wichtig, um die gesetzlichen Klimaschutzziele zu erreichen. Für die Region Mittlerer Oberrhein bedeutet das konkret die Sicherung von insgesamt 420 Hektar.
 
Bevor wir uns in gesetzlichen Vorgaben, die durchaus komplex sind, verlieren, wollen wir wissen: In welchen Bereichen könnten Baden-Baden und Sinzheim künftig von dem Thema betroffen sein? Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein hat die entsprechenden Flächen auf einer großen Karte veranschaulicht. Die Redaktion hat sich die für Baden-Baden und Sinzheim relevanten Zonen genauer angesehen und in einer eigenen Karte zusammengefasst.
 
Demnach könnten gleich fünf Standorte für Freiflächensolaranlagen infrage kommen: zwischen Sinzheim und Müllhofen; bei Halberstung (direkt neben der Autobahn 5); in der Nähe des Kartunger Bruchs (ebenfalls neben der A5); zwischen der Westlichen Industriestraße, B500 und den Bahngleisen in Baden-Baden sowie bei der Kiesgrube in Leiberstung. Was die Kiesgrube in Leiberstung betrifft, würde es sich laut Berger um eine schwimmende Photovoltaikanlage handeln. Diese Form ist längst nicht mehr ungewöhnlich – und wurde in der Vergangenheit zum Beispiel für Iffezheim, Durmersheim oder auch Rheinstetten diskutiert. In Achern wurde bereits eine davon gebaut, die anno 2019 größte schwimmende Photovoltaikanlage Deutschlands.
 
Mögliche Standorte für Freiflächensolaranlagen
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Wann genau werden diese Projekte letztlich realisiert? „Dafür gibt es kein Datum“, sagt Berger auf Nachfrage dieser Redaktion. Und er ergänzt: „Dafür sind wir dann auch nicht mehr zuständig.“ Mit „wir“ meint er den Regionalverband. Denn dieser kümmere sich lediglich darum, geeignete Flächen vorab zu sichten und zu reservieren – quasi eine Vorselektion. Für die genannten Bereiche gibt es allerdings positive Argumente. Der Verband weist darauf auch in einer Pressemitteilung hin: In der Region Mittlerer Oberrhein ergebe eine Nutzung der Solarenergie vor allem wegen der hohen Globalstrahlung einen Sinn. Daraus ergebe sich ein „enormes Potenzial für die Energie- und Wärmewende“.
 
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, seien Solaranlagen auf Dachflächen und baulichen Anlagen notwendig – aber eben auch Freiflächen. Und genau deshalb hat der Verband die genannten Bereiche für mögliche Umsetzungen „reserviert“.
 
„Mit diesem Schritt haben wir den nächsten Meilenstein bei der regionalen Planungsoffensive zur Umsetzung der Energiewende in unserer Region erreicht“, erläutert der Verbandsvorsitzende Christoph Schnaudigel. Und Verbandsdirektor Matthias Proske ergänzt: Es handele sich um Flächen, die im regionalen Vergleich „die höchste Eignung sowie die geringsten Nutzungskonflikte“ aufweisen. Berger erklärt dieser Redaktion außerdem noch etwas zum zeitlichen Plan: Aktuell laufe die Teilfortschreibung. Das bedeutet, dass sich zum Beispiel Kommunen, Behörden oder auch Naturschutzbehörden bis zum 31. März zu den Plänen äußern können.
 
„Bis Ende 2026 sind wir mit den Plänen fertig“, sagt der Regionalplaner. Doch ob und wann die entsprechenden Photovoltaikanlagen gebaut werden, kann er nicht sagen: „Es gibt keinen Entwicklungszwang.“ Will heißen: Die Flächen sind dann zwar für dieses Vorhaben reserviert. Doch die Umsetzung liege letztlich beim jeweiligen Eigentümer.