vom 15.10.2007
 
Rund 5000 Besucher gestern beim traditionellen Wendelinusritt in Leiberstung / Kutschen mit Blumengestecken verziert
Zum Abschluss Segen für Pferd und Reiter
 

Die farbenprächtige Karawane des Wendelinusritts erweist sich wieder als große Attraktion. Fotos: Ebersbach
Von Nina Ebersbach
Sinzheim - Eine farbenprächtige Prozession mit Hunderten von geschmückten Pferden, kleinen Ponys, Kutschen, Gespannen und Reitern zog gestern durch Leiberstung. Mit dabei im Festzug befand sich auch ein Wagen zu Ehren des Bauernpatrons St. Wendelin. Damit gedachten die Leiberstunger zum 43. Mal dem Schutzheiligen der Tiere und riefen ihn um seine Fürsprache für Dorf, Mensch und Vieh an.
 
Unter den zahlreichen Fuhrwerken beim Wendelinusritt waren neben den Kutschen auch Planwagen und ein "Burgwagen" zur Erinnerung an die erste urkundliche Erwähnung Leiberstungs - als Wasserburg im 14. Jahrhundert. Zwei Schimmel zogen einen sogenannten Landauer. "Der ist sogar noch von 1907", betonte Ortsvorsteher Alexander Naber nicht ohne Stolz.
 

Eine alte Leiberstunger Tracht präsentieren diese beiden jungen Umzugsteilnehmer.
Während kurz vor der Abfahrt noch fleißige Hände die Kutschen schmückten und mit Blumengestecken verzierten, hatten sich die Fahrer und Reiter bereits in Schale geworfen. Die einen trugen Zylinder und Frack, andere Bauernkittel. Das Leiberstunger Jungtrachentenpaar erschien ganz in Schwarz. "Solche Tracht ist vom Anfang des 19. Jahrhunderts überliefert", erläuterte Naber und fügte hinzu: "Das geht aus alten Schriften hervor." Der Hut, den der junge Mann trage, sei nachgemacht, aber die bestickte Stola und der Gehrock des Mädchens seien Originale. "Die beiden stellen den klassischen Herrn und die klassische Dame von damals dar", fuhr Naber fort, "wobei das schwarze Tuch ein Trauertuch ist, das auch ältere verwitwete Damen trugen." Ansonsten seien bei solchen Anlässen rot- oder buntbestickte Tücher üblich gewesen. .

Die Fahrt in der Kutsche genießen auch Landrat Jügen Bäuerle (rechts) und Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber (Dritter von rechts).
Immerhin, der Aufwand für die Kostüme hatte sich gelohnt. Rund 5000 Pferdefreunde aus nah und fern säumten bei strahlendem Sonnenschein die Straßen des Örtchens.
 
Besonders den kleinen, Zuckerwatte schleckenden Zuschauern standen fast ungläubig die Münder offen, wenn ein kleines Pony eifrig einen Wagen hinter sich herzog, in dem drei Personen saßen.
 
"Die Kinder sind von den geschmückten Tieren sehr begeistert", sagte Melitta Kölmel über ihre zwei- und vierjährigen Töchter. "Wir kommen aus Bühlertal und sind schon zum zweiten Mal hier. Alles was mit Pferden zu tun hat, interessiert die Mädchen."
 
Zwischen den vielen Vierbeinern lockerten Musikgruppen aus Leiberstung, Winden, Stollhofen, Weitenung und Iffezheim den Umzug auf, bei dem auch viele bekannte Gesichter zu sehen waren.
Denn in den Kutschen sahen die Zuschauer neben einem strahlenden Ortsvorsteher auch winkende Bürgermeister. Dazu zählten Reiner Dehmelt aus Hügelsheim, Helmut Pautler aus Rheinmünster und Hans Metzner aus Sinzheim. Auch die Landtagsabgeordnete Ursula Lazarus und Landrat Jürgen Bäuerle hatten es sich auf einem Pferdegespann bequem gemacht.
 
Nach der Prozession ging es zur Wendelinushalle. Dort warteten bereits Dekan Martin Schlick aus Sinzheim, Pfarrer Wolfgang Andres aus Hügelsheim und Diakon Georg Beier, um Pferd und Reiter zu segnen. "Auch die Kutsche erhält einen Segen", erklärte Naber, "früher segneten die Pfarrer auch Geräte wie Schaufeln oder Eggen, aber das machen wir heute nicht mehr."
 
Nach einem kleinen Satteltrunk steckten Mitglieder des Reit- und Fahrvereins St. Wendelin aus Sinzheim allen Pferden und Ponys Erinnerungsschleifen an. Zum Abschluss gab es ein Platzkonzert.