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vom 17.12.2004
 
Rat sagte Zuschüsse zu
Kirche und Clubhaus im Blick
 
Sinzheim (wl) Trotz angespannter Haushaltssituation hat der Sinzheimer Gemeinderat zwei Zuschussanträgen seine Zustimmung gegeben. Dabei geht es um die Kirche Mariä Heimsuchung in Schiftung und das Vereinsheim des SV Leiberstung. Die 1813 erbaute Kirche im westlichsten Sinzheimer Ortsteil war in den vergangenen Jahren gesperrt. da der Dachstuhl dringend sanierungsbedürftig war: ein Ausweichquartier fand sich im Schiftunger Vereinsheim. Im Mai dieses Jahres nun wurde mit den Sanierungsarbeiten an der Kirche begonnen.
 
Dabei wurde der gesamte Dachstuhl erneuert. das Dach mir roten Biberschwanz-Ziegeln eingedeckt. Die Arbeiter sicherten die Decke, das Deckengemälde wurde restauriert. Auch Innen- und Außenwände waren Gegenstand der Arbeiten, für die zwischenzeitlich auch der Dachreiter abgenommen werden musste. Am Erntedankfest konnte wieder eine Eucharistiefeier in der Kirche abgehalten werden. Nach dem Ende der Arbeiten findet im Übrigen am Samstag, 18. Dezember, ein Adventskonzert des Männergesangvereins "Waldlust" Schiftung statt.
 
Da die Kirche das Ortsbild der kleinen Filialgemeinde prägt, bittet die katholische Pfarrgemeinde um einen Zuschuss. Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf 190.000 Euro. Bei ähnlichen Maßnahmen der Kirchengemeinde hat die Gemeinde bisher zehn Prozent übernommen. Dies soll auch dieses Mal so sein, der Betrag darf aber 19.000 Euro nicht übersteigen. Die Auszahlung richtet sich nach der Haushaltslage. Es besteht keine Verpflichtung, den Zuschuss 2005 auszuzahlen, sagte Bürgermeister Hans Metzner: "Wir wollen das aber auch nicht auf Jahre hinausschieben." Wichtig sei für die Kirchengemeinde zunächst einmal die Sicherheit, dass sie einen Zuschuss erhält. Kurt Wolf (FWV) und Siegfried Fäßler (CDU) signalisierten für ihre Fraktionen ihre Bereitschaft. diese Entscheidung mitzutragen. Fäßler will das Geld bereits im Jahr 2005 auch ausbezahlt wissen: "Dazu müssen wir schon stehen." Bei einer Gegenstimme von Stefan Wicht (Bündnis 90/ Grüne) und einer Enthaltung seiner Fraktionskollegin Ursula Keller stimmte der Gemeinderat dem Zuschussantrag zu.
 
Mit einem Zuschuss kann auch der SV Leiberstung rechnen. An der Notwendigkeit der Clubhaussanierung besteht kein Zweifel. Die Heizung, dürfe nicht im Wasser stehen, waren sich Siegfried Fäßler (CDU) und Matthias Schmälzle (Bündnis 90/Grüne) einig. Der Verein rechnet mit Gesamtkosten von 230.000 Euro, von denen der Sporthund 50.000 als zuschussfähig anerkannte. Die Gemeinde übernimmt 20 Prozent dieser zuschussfähigen Kosten. Skeptisch war Stefan Wicht: "Ich freue mich, dass wir noch so viel Geld haben, dass wir jedem Antrag zustimmen können. Irgendwo müssen wir das wieder hereinholen. Da habe ich Bauchschmerzen." Bürgermeister Hans Metzner sieht mit den finanziellen
 
Zuwendungen der Gemeinde an die Vereine vor allem die Jugendarbeit gefördert. Am Ende stimmte der Gemeinderat dem Antrag bei einer Enthaltung zu.
 
 Bereits im Haushalt 2003 waren 20.000 Euro für Maßnahmen des SV Leiberstung finanziert. Dies ist auf einen früheren Antrag des SVL zurückzuführen, der aber wieder zurückgezogen wurde.
 
Mehr als ein symbolischer Akt war diese Entscheidung indes nicht, wie es Dietrich Dürr (SPD) treffend formulierte. Wenn nicht ein konjunkturelles Wunder geschieht. kommen auf die Sinzheimer Bürger und Vereine schmerzhafte Einschnitte zu. Es ist utopisch zu glauben, der Rat könne wie bisher alle Zuschussanträge abnicken. Ob ein Verein seine Räume umgestalten will oder eine Kirchenfassade einen neuen Anstrich braucht: In Zukunft muss die Gemeinde bei der finanziellen Unterstützung solcher Projekte deutlich zurückhaltender agieren.
 
Das Geld, das der Rat in der jüngsten Sitzung bewilligte, wird auf der Stirn des Kämmerers ein paar Sorgenfalten mehr hinterlassen. Die Haushaltsplanung 2005 kommt der Quadratur des Kreises gleich: Auf der einen Seite wollen Verwaltung und Gemeinderat Vereine fördern und die Bürger (vor allem Familien) nicht über Gebühr belasten. Andererseits kann man nur geben, was man besitzt. In Sinzheim stehen die Zeichen auf Sturm, der Gemeinde geht offenbar langsam finanziell die Luft aus. In solch einer Situation gibt es nur zwei Möglichkeiten: mehr Geld einnehmen oder weniger ausgeben. Da sich die Habenseite - mit Ausnahme der unpopulären Maßnahme der Steuererhöhungen - weitgehend dem Einfluss von Verwaltung und Rat entzieht, führt nichts an einem strikten Sparkurs vorbei. An oberster Stelle stehen dabei selbstredend die freiwilligen Leistungen. Dass die fetten Jahren vorbei sind, wissen die Kommunalpolitiker schon länger. Bis jetzt gelang es. die Bürger von den Auswirkungen weitgehend zu verschonen. Nun aber ist das Ende der Fahnenstange offensichtlich erreicht: Auch die Sinzheimer werden den Gürtel enger schnallen müssen.