abblogok vom 17.12.2004
 
Der Weitenunger Prälat lehrte viele Jahre an der theologischen Hochschule Freiburg / Profunder Kenner des Alten Testaments
Alfons Deißler feiert heute eisernes Priesterjubiläum
 

bt171204deiAlfons Deißler (90) ist seit 65 Jahren Priester. Foto: fri

Bühl/Freiburg (fri) - Professor Alfons Deißler aus Weitenung feiert heute in seiner Wahlheimat Freiburg das eiserne Jubiläum seiner Priesterweihe am 17. Dezember 1939.

Am 2. April 1914 in Weitenung geboren, besuchte Deißler die Volksschule in seinem Heimatort. Der Vater, Malermeister Franz Deißler, und seine aus Leiberstung stammende Ehefrau Maria Lorenz betrieben eine Kleinlandwirtschaft, in der auch Alfons Deißler und seine Geschwister mitarbeiten mussten.
 
Die Lehrer der Volksschule bedrängten die Eltern, ihren Sohn Alfons ob seiner guten Leistungen auf eine höhere Schule zu schicken. So kam er ins Konvikt nach Rastatt. das er 1934 mit einem glänzenden Abiturzeugnis verließ. Anschließend studierte Deißler an der Universität in Freiburg Theologie und Philosophie. Damals meldeten sich außergewöhnlich viele Kandidaten zur Priesterweihe und es blieb Erzbischof Konrad Gröber nichts anderes übrig, als zwei Weihetermine anzusetzen. Für den zweiten Weihetag, 17. Dezember 1939, hatte sich Alfons Deißler gemeldet.
 
Seine Primiz feierte er in Weitenung am Stephanstag, 26. Dezember 1939. Trotz des Krieges mangelte es bei dieser großen Feier noch nicht an Speis und Trank. Nur die verdunkelten Fenster in den Abend- und Nachtstunden brachten das Kriegsgeschehen in Erinnerung.

Als Vikar am Hochrhein diente er nur kurz. Als Sanitäter in den Weiten Russlands leistete der junge Priester vielen Kameraden Beistand. Mit schweren Erfrierungen an den Füßen kehrte Deißler kurz nach Kriegsende wieder heim. Am Collegium Borromäum in Freiburg fand er als Repetitor eine neue Aufgabe. Nebenbei unterrichtete Deißler die Kriegsheimkehrer, die auf dem Weg zum Priestertum waren, in Vorkursen.

Mit der Arbeit über den Abt Martin Gebert vom Jesuitenkolleg St. Blasien hatte er bereits promoviert. Nun stand die Habilitation an. Dabei befasste sich Alfons Deißler. mit dem Rundschreiben über die biblischen Studien "Divino aftlante Spiritu" von Papst Pius XII. Von 1948 bis 1959 studierte er dann am "Institut Catholique" an der "Ecole Etudes" in Paris und am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom Altes Testament und Orientalistik. Der Lehrstuhl in Freiburg stand ihm nun zur Verfügung.
 
65 Semester hindurch lehrte er im Fach Altes Testament und mehr als 30 Jahre trug er die Verantwortung für die theologische Fakultät, von der er zweimal zum Dekan gewählt wurde. Viele Priester, darunter auch einige später zum Bischof gewählte Geistliche verdanken dem Gelehrten den Zugang zum Alten Testament. Zahlreiche Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz erster und zweiter Klasse, die Martin Gebert-Medaille in Gold, Orden und Ehrenzeichen aus dem Ausland und der kirchliche Titel "Prälat" haben Alfons Deißler weder übermütig noch hochmütig werden lassen. Für seine Freunde aus Mittelbaden ist er nach wie vor "der Alfons" oder "der Professor" geblieben. Kraft souveräner Willkür haben ihn seine Weitenunger zum Ehrenbürger erkoren und eine Straße nach ihm benannt.

Bis ins hohe Alter war Alfons Deißler bei Vorträgen im In-und Ausland anzutreffen. Gerne reiste er immer wieder ins Heilige Land und warb immer wieder um Unterstützung für das Caritas-Kinderheim in Bethlehem. In vielen Büchern und Schriften spiegelt sich sein umfassendes Wissen über das Alte Testament wider. Gerne hätte er mit seinen Weitenunger Landsleuten das Fest des eisernen Priesterjubiläums gefeiert. Die augenblicklich körperliche Konstitution lässt dies aber nicht zu. Trotz seiner 90 Jahre ist der Jubilar aber geistig noch in guter Verfassung.