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vom 15.6.2004

Grüne erstmals im Ortschaftsrat dabei
CDU behält in Leiberstung sieben von insgesamt neun Sitzen in der Bürgervertretung
 
Sinzheim-Leiberstung (wl). Im Leiberstunger Ortschaftsrat hält die CDU auch weiterhin sieben von neun Sitzen. Die beiden weiteren Sitze indes hat nicht mehr die FWV inne, die zur Wahl nicht angetreten ist. An ihre Stelle sind Bündnis 90/Grüne getreten, die erstmals in den Ortschaftsrat des Sinzheimer Teilorts einziehen. Bei einer Wahlbeteiligung von 55.3 Prozent - bei der Gemeinderatswahl lag sie interessanterweise nur bei 47 Prozent, 52 Leiberstunger wählten den Ortschafts-, aber nicht den Gemeinderat - erreichte die CDU 73 Prozent, sieben mehr als vor fünf Jahren. Die Grünen waren auch 1999 schon angetreten, hatten damals mit 7,7 Prozent aber keinen Sitz erobert. Dieses Mal schafften sie 27 Prozent und damit zwei Sitze.

Gewählt sind für die CDU Alexander Naber (439 Stimmen), Reiner Droll (355), Willi Stolz (317), Martin Weis (303), Peter Günther (194), Ramona Schultheiß (175) und Josef Rees (147). Bislang schon dabei waren Naber, Droll, Stolz, Weis und Schultheiß - Letztere allerdings für die FWV.

Die beiden Sitze der Bündnisgrünen im Ortschaftsrat nehmen. Carsten Bräutigam (198) und Michael Wolf (145) ein.
 
Schwankungen bei CDU-Zahlen
 
Sinzheim (wl) Erhebliche Unterschiede bei den Ergebnissen zur Europawahl zeigt der Blick in die einzelnen Sinzheimer Ortsteile. So erreichte die CDU am Sonntag Ergebnisse in einer Bandbreite von immerhin über 20 Prozent. Den höchsten Wert gab es in Leiberstung mit 63.3 Prozent, den geringsten in Müllhofen mit 42.9 Prozent. Dazwischen liegen Winden (49,4), Halberstung (51,8). Vormberg (56,8), Kartung (59,9), der Kernort (61.2) und Schiftung (61,9).

In vier (Leiberstung, Müllhofen, Kernort und Vormberg) von acht Teilbezirken liegen die Bündnisgrünen vor der SPD. Da die bevölkerungsstärksten darunter sind, haben Bündnis 90/Grüne im Gesamtergebnis die SPD überflügelt. Sie stehen bei diesem Wahlgang auf der Seite der Sieger. Den höchsten Wert erzielten Bündnis 90/ Grüne am Sonntag in Müllhofen mit 19,1 Prozent. gefolgt von Vormberg (17,9), Winden (16.6), Kernort (16.3), Leiberstung (13,7), Halberstung (13,2), Kartung (12.5) und Schiftung (11,4).

Die SPD schaffte nirgendwo den Sprung über 20 Prozent. Den höchsten Wert gab es für die Sozialdemokraten bei der Europawahl noch in Müllhofen mit 18,5 Prozent. In Halberstung sind es 17,5, in Winden 16,8, in Kartung 16,5, in Sinzheim 16, in Schiftung 15,2, in Vormberg 12.3 und in Leiberstung schließlich 11,9 Prozent.

Die FDP schließlich erreichte in der Stabsgemeinde Werte zwischen einem (Schiftung) und 7,7 Prozent (Müllhofen). Dazwischen liegen Kartung (3,4), Leiberstung (4.4). Kernort (5.3), Halberstung (5,6), Vormberg (7,1) und Winden (7.5).
 
Verweigerung

VON WILFRIED LIENHARD
Drei Sieger und ein Verlierer so sieht auf den ersten Blick die Bilanz der Gemeinderatswahl in Sinzheim aus. Eindeutig sind es die Freien Wähler, die vom Wähler einen Denkzettel erhalten haben. Sie haben zwei ihrer sieben Sitze in der Bürgervertretung verloren. Der Kampf ihres Fraktionsvorsitzenden Kurt Wolf um eine Rundbahn im Fremersbergstadion, in den eigenen Reihen nicht unumstritten, war wahltechnisch gesehen ein zielstrebiger Lauf ins Abseits. Dazu kam, dass etwa in Winden Amtsinhaberin Annette Lauther nicht mehr antrat und hier prompt der zweite Sitz an die CDU ging.

Das Ortschaftsrat-Feld in Leiberstung hat die FWV zudem komplett geräumt - schlechte Zeiten für die Freien Wähler, die damit im Grunde verantwortlich dafür sind, dass das Vorhaben der Sinzheimer Opposition gescheitert ist, das da hieß: Ende der absoluten CDU-Mehrheit.

SPD und Bündnisgrüne haben ihren Teil dazu beigetragen. Die SPD schaffte es, den Gegenwind aus Berlin umzulenken, und ist künftig ein Trio im Gemeinderat. Der große Sieger aber sind die Grünen. Sie haben ihre Sitze verdoppelt und sind den Freien Wählern als zweite Kraft gefährlich nahe gekommen: in zwei Teilbezirken haben sie die FWV überflügelt. In Leiberstung sind sie künftig im Ortschaftsrat vertreten. Die Grünen haben dabei wohl von den Diskussionen um den Mobilfunk profitiert; zudem dürften sie am meisten die ehemaligen Wähler der Bürgerliste Sinzheim angesprochen haben.

Bleibt der Platzhirsch: Das Ergebnis der CDU ist durchaus zwiespältig. Grundsätzlich ist es ein Erfolg, eine absolute Mehrheit verteidigt zu haben. Ein Minus von zwei Prozent und einem Sitz lässt sich da verkraften. Analysiert die CDU ihr Ergebnis aber selbstkritisch, wird sie eine gewisse Unzufriedenheit nicht übersehen können. Zehn ihrer bislang 15 Bürgervertreter haben sich wieder um ein Mandat bemüht. doch nur fünf genehmigte der Wähler den Wiedereinzug ins Rathaus. Das ist eine erstaunliche Quote, auch wenn die Gründe von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich sein mögen.

Allen Fraktionen muss die Beteiligung an der Wahl zu denken geben. Etwas mehr als die Hälfte der Sinzheimer hat vom Wahlrecht Gebrauch gemacht, 15 Prozent der Stimmen sind ungültig. 48.9 Prozent der Stimmen für den Marktführer CDU - das heißt, dass gerade mal ein Viertel der Wahlberechtigen die Christdemokraten gewählt haben. Vielleicht sollte man die Rechnung mal auf diese Weise aufmachen. um die Dimension der Wahlverweigerung zu erkennen.