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vom 11.10.2014

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VOM NÖRDLICHEN ORTSEINGANG AUS zogen die Kutschen und Reiter 1966 in Leiberstung ein. Seither findet der Wendelinusritt jährlich statt.
Fotos: pr/Naber

abb111014fEINE NEUE STANDARTE erhielten die Reiter 1970. Seit jenen Anfangsjahren hat sich der Wendelinusritt stetig gewandelt.

Leiberstunger
„Nationalfeiertag“
 
Wendelinusritt findet jetzt zum 50. Mal statt
 
Wenn an diesem Wochenende im Sinz­heimer Ortsteil Leiberstung das Patrozi­niumsfest zu Ehren des Dorfheiligen St. Wendelin gefeiert wird, ist dies ein be­sonderes Ereignis: Der Wendelinusritt findet zum 50. Mal statt. Seit Jahrzehn­ten nehmen Ross und Reiter, kleine und große Gespanne aus dem ganzen Land­kreis und weit darüber hinaus teil und machen diesen farbenprächtigen Umzug zu einem Erlebnis.
 
Die Wurzeln des Leiberstunger Wende­linusfestes liegen anfangs des 18. Jahrhunderts. Dem heiligen Wendelin geweiht, steht die Kirche seit mehr als 200 Jahren unter dem Schutz des Pa­trons. Das Patroziniumsfest wird seither traditionell von der Leiberstunger Be­völkerung gepflegt und gemeinsam be­gangen. An diesem „Nationalfeiertag“ kehren alle Leiberstunger, die im Laufe der Jahre das Dorf verlassen haben und anderswo wohnen, wieder nach Hause zurück, um das Fest mit den Familienan­gehörigen und Freunden in Leiberstung zu feiern. War es am Anfing nur ein Fest, das die Dorfgemeinschaft mitei­nander beging, so hat sich das Wendeli­nusfest in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Die Idee, an diesem Patrozi­niumsfest die Tiere und Werkzeuge des Alltages zu segnen, stammt aus den 1950er-Jahren. Unter dem damaligen Pfarrer Jost gab es erstmals eine Prozes­sion mit Pferden und anschließender Segnung. Die Segnung umfasste damals nicht nur die Festreiter, sondern auch die Pferde, die zur täglichen Arbeit auf dem Feld herangezogen wurden, sowie die landwirtschaftlichen Gerätschaften. Wann genau dieses Ereignis war, konnte bislang nicht ganz exakt geklärt wer­den, da die Zeitzeugen sich zwi­schen den Jahres-zahlen 1955 und 1957 nicht entscheiden konnten. Zu die­ser Zeit nahmen etwa 30 Pferde an die­ser Segnung teil.
 
Ein Garant für gutes Wetter
 
Es blieb zunächst ein einmaliges Er­eignis und sollte rund ein Jahrzehnt dauern, ehe sich eine Gruppe aus dem neu gegründeten Reiterring "St. Georg", der Gemeindeverwaltung Leiberstung und Adolf Pfankuche aus Baden-Baden anschickten, diese Pferdesegnung wie­der ins Leben zu rufen, die dann 1966 stattfand und von den damaligen Orga­nisatoren als Wendelinusritt beworben wurde. Dieser Ritt und die Pferdeseg­nung wurden damals unter Pfarrer Herp veranstaltet. In diesen Anfangsjahren wurde die Reiterformation abwechselnd am nördlichen und südlichen Ortsein­gang aufgestellt, heute ist dies, auf­grund der Weiterentwicklung des Dorfes und der Anzahl der Gäste, nur noch am südlichen Ortseingang möglich.
 
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DER WENDELINUS WAGEN gehört seit 1984 dazu - das Bild entstand 1994.
 
Seit dem ersten Ritt erfuhr das Wende­linusfest einen stetigen Aufschwung und Bekanntheit. Immer zahlreicher wurden die teil-nehmenden Pferde, Reiter, Kutschen und Gespanne. Noch heute können in der Reihe der Festreiter des Wen­delinusrittes Per­sonen und Familien begrüßt werden, die seit Anbeginn des Festrittes, Jahr für Jahr. mit Pferd, Leib und Seele da­bei waren. Seit 1984 wird im Festumzug auch die Fi­gur des Schutzpa­trons Wendelin auf einem Ehrenge­spann mitgeführt. Der ehemalige Ortsvorsteher Paul Frietsch wusste zu berichten, dass es oftmals schlechtes Wetter am Festsonntag gegeben habe. Seit man die Figur des St. Wen­delin aber im Um­zug mitführe, habe es fast nur noch schönes Wetter zum Festsonntag oder während des Wendelinusrittes gegeben.
 
Seit 1995 wird auch ein Modell der „Leiberstunger Wasserburg“ im Korso mitgeführt, das an die erste ur­kundliche Erwäh­nung Leiberstungs im Jahre 1320 erin­nern soll. Hierbei hatten sich Walter und Gerhard Jör­ger sowie Alexan­der Naber im Vorfeld des Wendeli­nusfestes 1995 da­rangemacht, einen Festwagen zu ge­stalten, der an die Wasserburg erin­nert. Dieser Festwagen wird selbst­verständlich gezo­gen von original Pferdestärken, alljährlich in den bunten Korso von Reitergruppen, Kutschen und Gespannen eingereiht und bereichert den Festumzug um ein weiteres, farben­prächtiges Kleinod. Das Modell der Wasserburg wird umrahmt von Pflanzen aus Wald, Wiese und Feld, die auch die Vielseitigkeit und Schönheit des Dorfes bekunden. Seit 1995 fahren im Umzug auch stets die Trachtenpaare „Alt Lei­berstung“ mit, die in den original Klei­dern aus der „guten alten Zeit“ diese für ein paar Stunden in die Gegenwart ho­len. Aus fern und nah strömen die Gäste dieses Schauspiels in das Wendelinus­dorf. Mehrere Tausend Besucher, aus al­len Ecken des Landkreises und der Regi­on links und rechts des Rheines. kom­men für ein paar Stunden nach Leibers­tung.
 
Aus den ehemals 30 Pferden sind in den Folgejahren viel mehr geworden. In „Spitzenjahren“ konnte man über 400 Pferde bewundern. Von groß bis klein, von zottelig-schwarz bis glänzend braun, von gemütlich und wuchtig, bis hin zu heißblütig und elegant - alle Ar­ten von Pferden geben sich bei diesem Treffen ein Stelldichein. Traditionell zum „Fest“ gehört auch am „Festmon­tag“ der „Rentnertreff“, bei dem die Ortsverwaltung die Senioren des Dorfes zu einem gemütlichen Beisammensein einlädt.         Alexander Naber